Schlüsselmethoden der Kostenrechnung

Kostenrechnung ist ein essenzieller Bestandteil des betrieblichen Rechnungswesens, der sich mit der Erfassung, Zuordnung und Analyse von Kosten befasst, um die Unternehmensführung bei der Planung, Steuerung und Kontrolle des betrieblichen Geschehens zu unterstützen. In diesem Artikel werden wir uns eingehend mit den verschiedenen Methoden der Kostenrechnung beschäftigen. Wir beleuchten deren Vorteile, Anwendungsbereiche sowie praktische Umsetzungstipps, um Ihnen einen umfassenden Überblick zu geben.

Vollkostenrechnung

Die Vollkostenrechnung ist eine traditionelle Methode der Kostenrechnung, die alle anfallenden Kosten eines Unternehmens – sowohl die direkten Einzelkosten als auch die indirekten Gemeinkosten – vollständig auf die Produkte oder Dienstleistungen, die sogenannten Kostenträger, umlegt. Diese umfassende Kostenzurechnung ermöglicht es, die Selbstkosten eines Produkts oder einer Dienstleistung in Gänze zu erfassen. Im Rahmen der Kostenartenrechnung werden sämtliche Kosten erfasst, die dann über die Kostenstellenrechnung den jeweiligen Kostenstellen und schliesslich durch die Kostenträgerrechnung den Produkten oder Dienstleistungen zugeordnet werden. Die Vollkostenrechnung dient damit als grundlegendes Schema für die Kostenkalkulation und Preisfindung, bietet jedoch aufgrund ihrer Gliederung nach Kostenarten, Kostenstellen und Kostenträgern auch eine detaillierte Übersicht über die Kostenstruktur des Unternehmens.

Vorteile:

  • Einfache Handhabung und Verständlichkeit

  • Vollständige Kostenüberwachung

  • Geeignet für langfristige Preisstrategien

Anwendungsbereiche und Beispiele:

  • Traditionelle Fertigungsindustrien

  • Kostenkalkulation für Produkte

  • Basis für Preisgestaltung und Profitanalyse

Teilkostenrechnung

Im Unterschied zur Vollkostenrechnung fokussiert die Teilkostenrechnung auf die variablen Kosten, also jene Kosten, die direkt mit der Produktionsmenge eines Produkts oder der Erbringung einer Dienstleistung variieren. Fixe Kosten, die unabhängig von der Produktionsmenge anfallen, werden bei dieser Methode nicht auf die Kostenträger verrechnet, sondern in der Periode ihres Anfalls als Periodenkosten behandelt. Diese Unterscheidung ermöglicht eine differenziertere Betrachtung der Kostenstrukturen und ist insbesondere für kurzfristige Entscheidungen von Bedeutung. Durch die Konzentration auf die variablen Kosten und den Deckungsbeitrag eines Produkts oder einer Dienstleistung liefert die Teilkostenrechnung wichtige Daten für die Preisgestaltung und die Planung von Produktionsprozessen. Sie unterstützt Unternehmen dabei, den Break-Even-Point zu ermitteln und die Profitabilität ihrer Produkte oder Dienstleistungen zu optimieren.

Vorteile:

  • Höhere Flexibilität und Genauigkeit bei Entscheidungen

  • Ermöglicht die Analyse des Deckungsbeitrags

  • Hilfreich für kurzfristige Entscheidungen

Anwendungsbereiche und Beispiele:

  • Break-Even-Analyse

  • Kurzfristige Preisuntergrenzenbestimmung

  • Entscheidungsfindung bei Produktions- und Verkaufsmix

Normalkostenrechnung

Die Normalkostenrechnung stellt eine Variante der Kostenrechnung dar, bei der die Kosten auf Basis von Durchschnittswerten vergangener Perioden verrechnet werden. Diese Methode zielt darauf ab, Schwankungen in den Istkosten auszugleichen und eine stabilere Basis für die Kostenplanung und -kontrolle zu bieten. Durch den Vergleich der so ermittelten Soll-Kosten mit den tatsächlichen Ist-Kosten können Abweichungen analysiert und Rückschlüsse auf die Effizienz der Produktionsprozesse oder die Genauigkeit der Kostenplanung gezogen werden. Die Normalkostenrechnung vereinfacht die Kostenverrechnung und ist besonders nützlich für Unternehmen, die eine kontinuierliche Kontrolle und Übersicht ihrer Kostenstrukturen benötigen, ohne die Komplexität einer detaillierten Istkostenrechnung in Kauf nehmen zu müssen.

Vorteile:

  • Vereinfachung der Kostenverrechnung

  • Stabilität in der Kalkulation

  • Nützlich für Budgetierung und Vorausplanung

Anwendungsbereiche und Beispiele:

  • Monatliche Budgetierung und Kostenüberwachung

  • Standardkostenrechnung in der Produktion

  • Vorkalkulation von Produkten

Plankostenrechnung

Die Plankostenrechnung ist ein fortschrittliches Verfahren der Kostenrechnung, das darauf abzielt, zukünftige Kosten (Plankosten) auf der Grundlage von geplanten Produktionsmengen und -prozessen zu bestimmen. Dieses Verfahren ermöglicht eine proaktive Steuerung und Kontrolle der Kosten durch den Vergleich der Plankosten mit den tatsächlich entstandenen Kosten. Durch die Identifizierung von Kostenabweichungen können Unternehmen frühzeitig Massnahmen ergreifen, um ihre Kostenstrukturen zu optimieren und ihre Ressourceneffizienz zu verbessern. Die Plankostenrechnung unterstützt nicht nur die Kostenkontrolle, sondern auch die strategische Planung und Entscheidungsfindung, indem sie detaillierte Einblicke in die Kostenverursachung und -entwicklung bietet.

Vorteile:

  • Fördert Kostenbewusstsein und Effizienz

  • Ermöglicht detaillierte Abweichungsanalysen

  • Unterstützt proaktives Kostenmanagement

Anwendungsbereiche und Beispiele:

  • Kostenkontrolle und -management

  • Performance-Measurement und Management

  • Effizienzsteigerung in der Produktion

Prozesskostenrechnung

Die Prozesskostenrechnung, auch bekannt als Activity-Based Costing, ist eine Methode, die darauf abzielt, die Gemeinkosten genau den Produkten oder Dienstleistungen zuzuordnen, die diese Kosten tatsächlich verursachen. Durch die Analyse der einzelnen Schritte im Produktionsprozess oder bei der Erbringung einer Dienstleistung ermöglicht diese Methode eine detaillierte Zuordnung der Kosten zu den jeweiligen Kostenträgern. Die Prozesskostenrechnung erhöht die Transparenz der Kostenstrukturen, insbesondere in den indirekten Bereichen eines Unternehmens, und unterstützt die Identifikation von Kostensenkungspotenzialen. Sie ist besonders geeignet für Unternehmen mit komplexen Fertigungsprozessen oder einem hohen Anteil an Gemeinkosten und trägt dazu bei, die Effizienz und Wettbewerbsfähigkeit zu steigern.

Vorteile:

  • Erhöhte Transparenz der Gemeinkosten

  • Genauere Produktkostenkalkulation

  • Identifizierung von Einsparpotenzialen

Anwendungsbereiche und Beispiele:

  • Dienstleistungsunternehmen

  • Komplexe Fertigungsprozesse

  • Kostenmanagement in indirekten Bereichen

Zielkostenrechnung

Die Zielkostenrechnung (Target Costing) ist eine marktorientierte Kostenrechnungsmethode, die darauf ausgerichtet ist, die Kosten eines Produkts oder einer Dienstleistung so zu gestalten, dass sie den vom Markt vorgegebenen Preisen entsprechen. Ausgangspunkt ist der am Markt erzielbare Preis abzüglich eines gewünschten Gewinns, um die sogenannten Zielkosten zu ermitteln. Diese Methode fördert eine kostenbewusste Produktentwicklung und -gestaltung von Beginn an und zwingt Unternehmen, ständig nach Kostensenkungs- und Effizienzsteigerungsmöglichkeiten zu suchen. Die Zielkostenrechnung unterstützt Unternehmen dabei, wettbewerbsfähige Produkte und Dienstleistungen zu entwickeln, die den Anforderungen und Erwartungen der Kunden entsprechen, und fördert eine enge Zusammenarbeit zwischen Design, Produktion, Marketing und Controlling.

Vorteile:

  • Marktorientierte Produktentwicklung

  • Förderung von Kostensenkungen und Effizienzsteigerungen

  • Unterstützt das strategische Kostenmanagement

Anwendungsbereiche und Beispiele:

  • Produktentwicklung in wettbewerbsintensiven Märkten

  • Preisgestaltung neuer Produkte

  • Kosten-Nutzen-Analyse für Produktinnovationen

Vergleich der Methoden

Die Kostenrechnung umfasst wie oben beschreiben verschiedene Methoden, die je nach Unternehmensziel und -struktur unterschiedlich eingesetzt werden können. Jede Methode hat ihre spezifischen Vorteile, Anwendungsbereiche und Herausforderungen. Im Folgenden wird ein Vergleich der Schlüsselmethoden der Kostenrechnung vorgenommen, um Unternehmen eine Orientierungshilfe bei der Auswahl der passenden Kostenrechnungsmethode zu bieten.

Vollkostenrechnung vs. Teilkostenrechnung

Der Hauptunterschied zwischen der Vollkostenrechnung und der Teilkostenrechnung liegt in der Behandlung der fixen Kosten. Während die Vollkostenrechnung alle Kosten - sowohl fixe als auch variable - auf die Kostenträger verrechnet, berücksichtigt die Teilkostenrechnung nur die variablen Kosten. Die Vollkostenrechnung bietet eine umfassende Sicht auf die Kostenstrukturen und ist besonders nützlich für die langfristige Preisgestaltung und Profitanalyse. Die Teilkostenrechnung hingegen ermöglicht eine flexiblere Handhabung und ist besonders vorteilhaft für kurzfristige Entscheidungen, da sie einen direkten Blick auf den Beitrag der einzelnen Produkte oder Dienstleistungen zum Unternehmenserfolg ermöglicht.

Normalkostenrechnung vs. Plankostenrechnung

Sowohl die Normalkostenrechnung als auch die Plankostenrechnung dienen der Kostenkontrolle und -planung. Die Normalkostenrechnung verwendet historische Durchschnittswerte, um die Kosten zu planen und zu kontrollieren, was eine stabile Grundlage für die Kostenverrechnung bietet, jedoch aufgrund der Orientierung an Vergangenheitswerten weniger flexibel auf Veränderungen reagieren kann. Die Plankostenrechnung hingegen basiert auf zukünftig erwarteten Kosten und ermöglicht durch den Vergleich von Plan- und Istkosten eine detaillierte Abweichungsanalyse. Dies fördert ein proaktives Kostenmanagement und eine effiziente Ressourcennutzung.

Prozesskostenrechnung vs. Zielkostenrechnung

Die Prozesskostenrechnung fokussiert auf die genaue Verrechnung der Gemeinkosten auf die Kostenträger durch eine detaillierte Analyse der Unternehmensprozesse. Sie ist besonders geeignet für Unternehmen mit komplexen Produktionsabläufen oder einem hohen Anteil an Gemeinkosten. Die Zielkostenrechnung hingegen ist eine marktorientierte Methode, die sich auf die Gestaltung der Produktkosten basierend auf den Marktpreisen konzentriert. Sie ist ideal für wettbewerbsintensive Märkte, in denen die Kostenstruktur entscheidend für den Markterfolg ist.

Entscheidungshilfe: Welche Methode für welches Unternehmen?

Die Auswahl der passenden Kostenrechnungsmethode hängt von verschiedenen Faktoren ab, wie der Branche, der Unternehmensgrösse, der Marktstellung und den spezifischen Unternehmenszielen. Unternehmen in stabilen, traditionellen Industrien mit langen Produktlebenszyklen könnten von der Vollkostenrechnung profitieren, während dynamische Unternehmen in wettbewerbsintensiven Märkten mit kurzen Produktlebenszyklen eher auf die Teilkostenrechnung oder das Target Costing setzen sollten. Unternehmen mit komplexen Produktionsprozessen oder einem hohen Anteil an Gemeinkosten sollten die Prozesskostenrechnung in Betracht ziehen, um die Transparenz und Effizienz zu steigern.

Bei dieser komplexen Entscheidung stehen wir als Treuhandfirma gerne zur Seite. Unsere Expertise ermöglicht es uns, gemeinsam mit Ihnen die spezifischen Anforderungen Ihres Unternehmens zu analysieren und die optimale Kostenrechnungsmethode auszuwählen. Wir bieten nicht nur Unterstützung bei der Implementierung der gewählten Methode, sondern auch eine kontinuierliche Beratung, um die Effizienz und Wirtschaftlichkeit Ihres Unternehmens zu steigern. Lassen Sie uns gemeinsam die Basis für eine erfolgreiche Kostenkontrolle und Unternehmenssteuerung schaffen.

Häufige Fragen zur Kostenrechnung

Ja, Unternehmen können durchaus verschiedene Kostenrechnungsmethoden kombinieren, um eine detailliertere und umfassendere Analyse ihrer Kostenstrukturen zu ermöglichen. Durch die Kombination von Methoden, wie z.B. der Vollkostenrechnung für langfristige Entscheidungen und der Teilkostenrechnung für kurzfristige Entscheidungen, können Unternehmen ein tieferes Verständnis für ihre Kosten erlangen und ihre strategische Planung verbessern. Diese Herangehensweise ermöglicht es, die Vorteile jeder Methode zu nutzen und ein massgeschneidertes Kostenrechnungssystem zu entwickeln, das den spezifischen Anforderungen des Unternehmens entspricht.

Fazit

Die Kostenrechnung ist ein entscheidender Bestandteil des betrieblichen Rechnungswesens, der die Erfassung, Zuordnung und Analyse von Kosten zur Unterstützung von Planung und Kontrolle ermöglicht. In diesem Artikel wurden verschiedene Kostenrechnungsmethoden wie die Vollkostenrechnung, Teilkostenrechnung, Normalkostenrechnung, Plankostenrechnung, Prozesskostenrechnung und Zielkostenrechnung vorgestellt. Jede dieser Methoden bietet spezifische Vorteile und ist für unterschiedliche Unternehmensziele geeignet. Die Wahl der geeigneten Kostenrechnungsmethode ist von grosser Bedeutung für die Kostenkontrolle, Preisgestaltung und strategische Planung eines Unternehmens. Eine sorgfältige Analyse der individuellen Unternehmensfaktoren sollte der Auswahl vorausgehen, um die Effizienz, Wettbewerbsfähigkeit und Profitabilität zu steigern.

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